Kontrolle erscheint zunächst sicherer als Liebe – deshalb hat das Menschheitskollektiv bisher auf Kontrolle gebaut, und damit die starren Machtpyramiden überall akzeptiert und aufrechterhalten. Nun steht aber die kollektive Rückkehr zur Liebe an. Wahrscheinlich wird bald zunehmend ein basisdemokratisch organisiertes kreatives Zusammenwirken in gemeinschaftlichen Strukturen praktiziert werden. So können wieder Lebendigkeit, Liebe und Inspiration im zwischenmenschlichen Austausch fließen und Arbeit, Bildung und Gemeinschaftsleben machen dann endlich Freude. Da wir Menschen von Natur aus liebevolle Schöpferwesen sind, streben wir von klein an nach Verbundenheit ebenso wie nach Gestaltungsmöglichkeiten. Gerald Hüther hat das intensiv erforscht und dargelegt. Diese Bedürfnisse können in Systemen mit Unterdrückungsstrukturen nicht erfüllt werden, weil dann Menschen zu Objekten der Entscheidungen anderer gemacht werden. Das erzeugt chronischen inneren Unfrieden, Frustration, Depressionen und so weiter, welche inzwischen allgemeine Begleiterscheinungen unserer Arbeits- und Bildungsstrukturen sind.
Wie sieht eine lebenswerte Alternative dazu aus? Manche glauben, ein herrschaftsfreier Raum sei nur im totalen anarchischen Chaos möglich. Es gibt aber durchaus Gemeinschaften und Genossenschaften, die gut organisiert und koordiniert sind, wo es verbindliche Regeln und Führung gibt, aber trotzdem keine Unterdrückung. Solche effektiven und für alle Gemeinschaftsmitglieder hilfreichen Regeln und Strukturen zu erarbeiten, ist die Aufgabe der Menschen selbst, die sich mit einem gemeinsamen Ziel zusammentun. Wir können uns inspirieren lassen von Gemeinschaften, wo es bereits gut funktioniert, sowie von Visionären, die neue Ideen publik machen. Auf der Seite https://thenewearthmanifesto.com/ werden zum Beispiel Ideen vorgestellt. Zudem können wir von gemeinschaftsorientierten fremden Kulturen lernen. Malidoma Somé etwa beschreibt in seinem Buch „Die Weisheit Afrikas“, wie Probleme aller Art traditionell durch die Heiler im Dorf gelöst wurden.
Menschen, die ein ganzheitliches und spirituelles Weltbild haben, können Krankheiten ebenso wie Konflikte aus einer höheren Perspektive wahrnehmen und Heilungsmöglichkeiten erkennen. So kann ich mir vorstellen, dass sich zukünftige Gemeinschaften auf der Grundlage gemeinsamer Werte bilden werden, und dass Regeln für den Umgang mit Konflikten erarbeitet werden. Zum Beispiel könnten alle Gemeinschaftsmitglieder mit Kompetenzen in Bereichen wie Coaching, Kommunikationskultur und Heilung ihre Fähigkeiten denjenigen zur Verfügung stellen, die Probleme miteinander haben. Zugleich könnte jedes Gemeinschaftsmitglied verpflichtet werden, sich bei Konflikten mit anderen aktiv um eine Lösung des Konflikts zu bemühen, so lange, bis eine echte Lösung erreicht wird.
Gemeinschaften, in denen es keine Herrschaftsinstanz gibt, die mit Gewalt die Ordnung aufrechterhält, brauchen verantwortungsvolle und wachstumsbereite Mitglieder. Die Menschen erkennen dann ihre eigene innere Autorität und die der anderen an und bringen sich aktiv und kreativ mit ihren Sichtweisen und Gaben ein. Diskussionen, Meinungsaustausch und kreative Beiträge aller nehmen manchmal Zeit in Anspruch. Aber langfristig ist das viel effektiver, als wenn „Experten“ und Autoritätsfiguren sich über die Köpfe anderer hinwegsetzen, was schließlich Krisen und Eskalationen zur Folge hat.
Das gemeinschaftliche Leben und Arbeiten der Zukunft könnte echtes kreatives Zusammenwirken ermöglichen, wo jeder seine wahre Bestimmung finden und einbringen kann. Jedes Gemeinschaftsmitglied könnte einer Vielzahl an Interessen und Tätigkeitsfeldern nachgehen, sich dabei kreativ weiterentwickeln, forschen und andere unterrichten, und niemand wäre mehr an destruktive Richtlinien und Vorgaben gebunden, wie sie die Konzernherrschafts-Systeme hervorgebracht haben. Projekte mit vielen Mitgliedern könnten zwar Führungskräfte und Experten haben, doch diese müssten in ihren Funktionen von allen Beteiligten wählbar und auch jederzeit wieder absetzbar sein. So sind existenzielle Absicherung und Selbstverwirklichung für alle nicht nur möglich, sondern bedingen sich sogar gegenseitig: Wer sich frei von Terror und Unterdrückung fühlt, kann seine Gaben in Ruhe entfalten und damit in Freude anderen dienen, sowie die Natur achten, bewahren und genießen. Krankhafte Motivationen wie Gier und Konkurrenz entfallen von selbst, wenn das Klima der Lieblosigkeit und Ausgrenzung, der Angst und des Misstrauens abgelöst wird durch ein herzbasiertes gleichwertiges Miteinander.